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Hochsensibel und Selbstständigkeit

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Ich bin seit über sieben Jahren selbstständig. Staune selbst, wie schnell die Zeit vergangen ist. Ich war früher schon einmal kurz selbstständig, hatte aber auch seitdem zahlreiche Festanstellungen in ganz unterschiedlichen Bereichen. Eines haben alle jedoch irgendwie gemeinsam: sie sind teilweise kreativ oder hatten kreative Anteile. Mal weniger als ich mir gewünscht hatte.

Wenn ich heute zurückblicke, dann erscheint es mir logisch und fast alternativlos, selbstständig zu sein. Ich bin indessen für eine Festanstellung wohl „verdorben“. Als Selbstständiger trägt man viel mehr Lasten, das ist bekannt, aber man hat auch mehr Freiheiten, was für einen Hochsensiblen nicht unwichtig sein kann.

Ich habe in meiner Zeit als Angestellter im öffentlichen Dienst oder früher in diversen Agenturen, stets unter der Bevormundung durch andere gelitten. Es fiel mir schwer mich in das starre Schema der Stechuhr einzuordnen und mich gegen Intrigen zu schützen. Besonders, wenn ich der Überzeugung war, etwas besser zu wissen als ein sturer selbstverliebter Vorgesetzter, und wider besseren Wissens etwas unsinniges ausführen sollte, rief alles in mir: „Geh!“

Besonders der öffentliche Dienst, der auch mit einer teilweise kreativen Stelle lockte, entpuppte sich als reine Schlangengrube. Das ist etwas, was ich überhaupt nicht gut ertragen kann. Letztlich war die Schlussfolgerung sich zu trennen.

Für jemand, der sich viel zu oft jeden „Schuh anzieht“, sich Sorgen und Probleme anderer zu eigen macht, erscheint eine Selbstständigkeit auf den ersten Blick nicht besonders geeignet.

Man sagt ja, als Hochsensibler würde die Selbstständigkeit ungleich viele Chancen und Freiheiten bieten. Dem mag ich gar nicht widersprechen, doch auch die Sorgen sind ungleich größer. Es bedarf schon eines starken Partners an der Seite, der auch mal Rettungsanker ist, um dort unbeschadet hindurch zu kommen.

 

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Der Kümmerer

Nicht umsonst sind sehr viele der Hochsensiblen in kreativen oder Pflegeberufen. Hier können sich selbst verwirklichen, aus dem tiefen Brunnen ihrer inneren Kraft schöpfen und ihrer Empathie vertrauen.

Aber wie in jedem Business lauern auch hier Fallstricke und Enttäuschungen. Es ist wichtig sich da innerlich zu wappnen und ach wenn man das Glück wie ich, in seinem gewählten Beruf eine Berufung zu finden, so kann ich doch nicht jedem Hochsensiblen uneingeschränkt zur Selbstständigkeit raten. Es gibt viel abzuwägen und die Nächte voller Sorgen sind vielleicht härter als für andere…

Trotzdem würde ich es nicht mehr eintauschen wollen. Dies liegt allerdings auch daran, dass ich beruflich genau das gefunden habe, was mir liegt und Spaß bereitet und wir mit unserer kleinen, aber feinen Agentur genau das vertreten, wofür ich stehe. „Wir l(i)eben Ihre Projekte“, das ist viel mehr als nur ein Slogan. Es steht für das wirkliche identifizieren und eintauchen in jedes einzelne Projekt. Wir schaffen nicht nur virtuelle Weiten und Häuser, wir kreieren Konzepte, wir kümmern uns und lösen Probleme. Etwas, das ich für mich immer gern gemacht habe, ja scheinbar gar nicht anders kann.

Ich bin ein Kümmerer. Alternativlos.

 

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Warum Gruppen anstrengend sind

Ob Gesprächsgruppen oder HSP Gruppen, für mich ist es interessant sich mit anderen Menschen zu unterhalten, ihnen zuzuhören und doch bin ich am Ende oft völlig ausgelaugt, überfrachtet und emotional derart aufgewühlt, dass ich am nächsten Tag kaum richtig agieren kann.

Manchmal geht es auch darüber hinaus und das was mein Gegenüber erzählt, wird von mir so stark verinnerlicht, als würde ich es selbst gerade erleben, durchleben und erdulden müssen. Das ist der Punkt an dem ich mich manchmal selbst schützen und zurückziehen muss.

Ich nehme die Probleme und Emotionen der anderen nicht nur wahr, ich nehme sie mit. Es kann sein, das ich Tage später noch darüber grübel oder mich emotional getroffen fühle, während meine Gesprächspartner das vielleicht schon vergessen haben.

 

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Der Austausch in Gruppen ist sicherlich wertvoll und interessant, aber für mich nur selten zu vollziehen. Beruflich ist das etwas anderes, da ich hier gelernt habe, gut zu trennen. Es ist ein wenig ähnlich dem Thema der Reizüberflutung, denn im Grunde sind ja auch Gespräche, Eindrucke und Emotionen ebenso Reize, die uns überfordern können.

Ein Partylöwe war ich nie und Feiern mit vielen Menschen schrecken mich meist eher ab. Ich habe gelernt mich, z.b. mit Freunden, in eher kleinen Gruppen zu treffen oder gemeinsam etwas zu unternehmen. Es gilt den Überblick zu bewahren, äußerlich, wie innerlich. Ich reduziere die Reize, die optischen wie akustischen Eindrücke, Empfindungen und Informationen, damit sie mich nicht überfrachten.

Ich habe gelernt so mit anderen für andere da sein zu können. Trotzdem nehme ich mir viele der Emotionen und Probleme der anderen mit, denke noch lange darüber nach oder empfinde Wut, Trauer, Schmerz und auch Freude mit. Eine Achterbahn der Emotionalitäten und trotz aller Sorgfalt nicht immer leicht. Im Gegenzug weiß ich mich meinen Freunden sehr nah. Ich betrachte sie vielleicht deshalb auch als Teil meiner Familie.

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