Wie ich als Hochsensibler durch den Alltag komme, was Emotionswellen sind und wieso Monotonie schier tödlich ist. Erfahrungen und Tipps zum Thema HSP.

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Uwe B. Werner

Nachdem ich in den bisherigen Artikeln begonnen habe, meine Erlebnisse und Erfahrungen als Hochsensibler aufzuschreiben, möchte ich in diesem  Artikel auf ein paar Dinge aus dem Alltag eingehen.

Viele glauben der Alltag in der Hochsensibilität würde sich grundlegend unterscheiden. Da es sich bekanntlich um keine Krankheit, sondern eine Wesensart handelt, die viel mehr Menschen betrifft, als man bislang angenommen hatte, ist der Alltag auf den ersten Blick nicht viel anders als bei anderen.

Erst beim zweiten Hinsehen offenbaren sich vielleicht Unterschiede.

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my home is my castle

Dieses Gefühl einer Trutzburg, eines schützenden Nestes, einer Höhle zum verkriechen, kennen sicherlich viele, nicht nur Hochsensible. Es geht, so zumindest meine Erfahrung, jedoch über das normale „hier bin ich zu Haus, hier kann ich sein“ weit hinaus. Ein geschützter Ort, zu dem wirklich nur Zutritt hat, dem ich es gestatte, ist für mich essentiell.

Ich habe in zahlreichen Chats und Gesprächen mit anderen HSP herausgefunden, dass es fast jedem so geht. Wenn einem das Chaos des Alltags zu viel wird, wenn man sich ein oder zwei Tage einfach nur zurückziehen und Ruhe tanken muss, um wieder zu Kräften zu kommen, dann ist diese heimatliche „Höhle“ der wichtigste und wertvollste Ort. Nicht immer ertrage ich dann Familie oder Freunde, manchmal telefoniere ich dann nur.

Und doch gibt es dann auch wieder Momente, wo die heimatliche Trutzburg vor lauter verschanzen auch schnell zum selbstgewählten Gefängnis werden kann. Es erscheint mir wichtig die Balance zwischen notwendiger Ruhe und dem Genießen der äußeren Umgebung mit anderen Menschen, Geräuschen und Gerüchen, zu praktizieren. Dafür kann es einfach keine Anleitung geben, da jeder Hochsensible andere Erfordernisse hat und diese auch für sich selbst ausloten sollte.

Mit zunehmendem Alter erscheint es mir, als ob ich der „Trutzburg“ weniger und weniger bedarf. Vielleicht liegt es daran, dass ich mich an gewisse Umstände gewöhnt habe. Ich komme einfach mit dem „drumherum“, dass mich sonst so sehr angestrengt hat, besser klar.

Emotionen sind wie Wellen

Ich hatte im ersten Artikel darüber geschrieben, warum ich eher selten auf Konzerte gehe und manchmal auch ein Kinobesuch für mich eine Herausforderung sein kann. Da kommen dann mehrere Dinge zusammen: Das nicht filtern können und gleichzeitig die emotionalen Wellen.

Was soll das sein, fragt sich so mancher. Ich kann es nur schwer beschreiben und möchte doch auf eher technisch anmutende Begriffe wie „Scanner, Empfänger, Sender“ etc gern verzichten, wie in Kreisen der HSP vorkommen. Bei mir ist es so, dass keinesfalls Gedanken lesen kann. Ich kann nicht ahnen, was mein Gegenüber plant, denkt oder träumt. Was bei mir ankommt ist eher eine emotionale Welle. Ich erkenne schnell ob es einem Menschen gut geht oder er nur eine Maske auf hat. Wenn ich mit jemand spreche kommen Emotionen wie Wellen bei mir an. Kleine Wellen, große Wellen und dazu das jeweilige Gefühl von positiven Emotionen oder dem Gegenteil.

Vielleicht ist es mir deshalb immer recht leicht gefallen mich schnell in andere Menschen, Probleme und Situationen hineinversetzen zu können. Vielleicht lehne ich aber auch aus diesem Grund andere Menschen eher ab, wenn bei mir das Gefühl der Unaufrichtigkeit ankommt.

Ich kann das beruflich und privat gut trennen. Das war aber nicht immer so.

Ich bin ein „Kümmerer“

Ich kümmere mich. Manchmal um alles und jeden. Manchmal gewollt als geschätzter Ratgeber, Kummerkasten oder Freund, manchmal auch ungewollte, weil ich einfach nicht anders kann. Ob früher, bevor ich die Selbstständigkeit für mich eroberte, in der Tretmühle Job oder im privaten Umfeld, manchmal sogar bei Menschen, die ich eigentlich gar nicht wirklich mag…ich kümmere mich, mache mir Gedanken um deren Probleme, biete Lösungsvorschläge und nehme deren Sorgen und Probleme mit zu mir.

Warum ist das so? das ist nicht reine Empathie, es erscheint als eine Mischung aus dem eigenen Bedürfnis sich wertvoll zu fühlen und der Ablenkung von den eigenen Sorgen und Problemen. Es ist so viel leichter sich um die Bedürfnisse anderer zu kümmern als um seine eigenen. Daraus wird, gepaart mit einem großen Harmoniebedürfnis ein Kümmerer.

Viele Hochsensible haben Ihren Platz im sozialen Betätigungsfeld gefunden und können ihren inneren „Kümmerer“ hier leichter zufrieden stellen. Bei anderen geht sowas weiter, bis hin zur ungesunden Selbstaufgabe. Das Maß der Dinge zu finden, ohne ausgenutzt zu werden, ist auch hier nicht leicht.

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Monotonie

Monotonie ist für mich im Alltag schließlich geradezu tödlich. Das sagen sicherlich viele, aber mir bereiten monotone Handlungen körperliche Schmerzen. Wenn ich gezwungen bin für eine längere Zeit Tätigkeiten ständig zu wiederholen, merke ich nach einer Weile wie sich mein Kreislauf mal eben ein Ticket für eine Achterbahn holt.Auch hier hilft die Selbstständigkeit. Nicht etwa, dass dort alle Aufgaben immer nur spannend und neu währen, aber ich kann sie mir selbst größtenteils einteilen, kann mitunter arbeiten wechseln und in kleine Häppchen verpacken. Das hilft schon sehr.Der Alltag eines Hochsensiblen weißt einzelne, aber, wie ich finde, sehr bedeutende Unterschiede auf. Je mehr ich mich mit dem Thema beschäftige, desto mehr fällt es mir selbst auf. Nicht alles kann man ergründen oder definieren, manchmal sind persönliche Erfahrungen in Abstufungen so unterschiedlich, dass es keine allgemeine Verhaltensrichtlinie dafür geben kann. Ich kann aus den Erfahrungen anderer lernen und sie vielleicht auch aus meinen, meinen Weg durch den Alltag muss ich selbst finden.