Wenn einem alles zu viel wird, wenn man aus der Welt aussteigen möchte… Hochsensibilität und Ihre Tücken. Erfahrungen gesammelt von anderen und mir selbst.

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Uwe B. Werner
Manchmal ist alles einfach zu viel. Es stürmt scheinbar von allen Seiten auf uns ein. Als Hochsensibler und „Kümmerer“ bemerke ich das dann besonders.
Kann jemand bitte gerade mal die Welt anhalten, ich brauch ne Pause
Es gibt so Zeiten im eben, da kommt vieles, wenn nicht gar alles auf einmal. Das kennt wohl jeder von uns, ob hochsensibel oder nicht. Während die meisten versuchen in das Chaos des Lebens Ordnung zu bringen und die Probleme eines nach dem anderen zu verarbeiten, ist es bei Hochsensiblen oft so, dass sie wie gelähmt, wie paralysiert vor den Problemen sitzen und einfach nicht die Kraft haben Lösungen zu suchen.
Ich fühl mich dann wie ein Reh auf der Autobahn und die Scheinwerfer kommen näher…
Die Zitate sind mit freundlicher Genehmigung aus einer Diskussion, welche sich mit diesem Thema über zwei Online-Gruppen zum Thema HSP unlängst beschäftigten.
Es wird hochsensiblen Menschen oft nachgesagt, sie würden ihr ganzes Leben als einziges Drama sehen und sich über jeden kleinen Schatten am Horizont aufregen und Sorgen machen. Vielleicht ist es nicht ganz unbegründet und in uns steckt mehr „Drama-Queen“ als wir oft selbst wahrnehmen oder denken.
Auf der anderen Seite kommt solche Kritik oft von Menschen, die nicht wirklich nachvollziehen können, was es heißt hochgradig empathisch zu sein, sich den Emotionen anderer auszusetzen und vielleicht auch noch am „Kümmerer“-Syndrom zu leiden. Hochsensibilität ist vielschichtig und egal ob man nun glaubt es angeboren oder durch Traumata verursacht, es gibt wohl keine zwei Hochsensible, die in ihren Empfindungen und in ihrer Gabe gleich sind. Hochsensibilität als Gabe zu begreifen, für sich umzusetzen, das ist etwas, was uns antreibt, beflügelt und Hoffnung geben kann. Doch dazu an anderer Stelle mehr.

Es gibt Tage, da bin ich einfach nur erschöpft. Nicht so sehr körperlich, wobei es sich auch daraufhin äußern kann, es ist zumeist mehr eine völlige innere Erschöpfung. Es sind diese Tage, an denen ich mich, wenn möglich, zurückziehe und nur ganz wenige Menschen, wenn überhaupt, an mich heranlassen möchte. An solchen Tagen bin ich meist nicht nur hochsensibel, sondern überempfindlich. Ich beziehe alles auf mich, ziehe mir jeden Schuh an und nehmen jeden Satz krumm.
Es sind zumeist Auswirkungen von Ereignissen, die schon Tage her sein können. Hitzige Diskussionen mit den Lieblingsmenschen, das Gefühl beruflich oder familiär völlig überbeansprucht zu sein und nicht wahrgenommen zu werden oder einfach nur viele Menschen um mich herum, deren Emotionen und Gespräche auf mich einprasseln.
Bitte nicht falsch verstehen, ich mag Diskussionen und lange Gespräche, ich lerne gerne auch neue Menschen kennen, das bringt ja nicht nur mein Beruf mit sich, aber gleichzeitig ist es mitunter unglaublich anstrengend. Das mündet dann oft darin, dass ich getroffene Verabredungen in letzter Minute einfach absagen muss. Mein Körper rebelliert und selbst Kleinigkeiten wirken erschöpfend. Das deprimiert mich nicht nur, sondern ist auch eine Belastungen von Freundschaften.
An Tagen nach solch „emotionalen Anstrengungen“ brauche ich einfach Zeit für mich. Es ist als ob ich den ganzen inneren Stress und Ballast langsam und gefiltert herauslassen kann. Es sind solche Tage, die ich einfach auf der Couch verbringe, viel schlafe, mit wenigen reden mag und einfach mal gar nichts mache.
Früher hat mich das dann unvorbereitet getroffen, heute weiß ich damit besser umzugehen und vor allem: ich gestatte es mir ohne gleich ein schlechtes Gewissen zu bekommen.

Auszeiten sind für Hochsensible Menschen wichtig, wichtiger vielleicht als für andere. Jeder sucht sich dabei seine Nische, in der er entspannen und herunterfahren kann. Für die einen ist es Meditation, für andere Musik oder lange Spaziergänge. Bei mir ist es mein Blog. An solchen Tagen blogge ich gern, schreibe mir viel von der Seele und finde durch Recherche oft auch interessante neue Ansätze und Ideen. Diese holen mich dann unweigerlich aus dem „Loch“ heraus.
Sich einzugestehen, dass man eine Auszeit braucht, ist durchaus mutig.
Wer jetzt von mir eine universelle Lösung erwartet, der hat sich mit der Problematik noch nicht beschäftigt, denn die kann es so nicht geben. Jeder muss wohl seine eigene Lösung finden. Ich finde es wichtig sich selbst und anderen gegenüber einzugestehen, dass man Zeiten haben muss, in denen man sich zurückziehen darf, ohne das andere gleich persönlich verärgert sind. Besonders in Partnerschaften und Beziehungen mag dies oft schwer fallen.
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Das ist nicht immer einfach und man erwartet als Hochsensibler da oft mehr von seiner Umwelt als einem selbst bewusst ist. Insofern, so glaube ich, müssen auch wir oft mit mehr Verständnis daherkommen, wenn anderen das Verständnis vielleicht für uns fehlen mag.
Die Welt können wir nicht anhalten, aber ich kann sie ab und an draußen vor der Tür lassen.
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