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Reizfilterschwäche und Hochsensibilität

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Eine Reise in die Welt der intensiven Wahrnehmung

Heute möchte ich euch mitnehmen auf eine Reise in meine Welt, eine Welt, die geprägt ist von Reizfilterschwäche und Hochsensibilität. Klingt vielleicht erstmal nach wissenschaftlichen Begriffen, aber im Grunde bedeutet es einfach, dass ich das Leben etwas anders erlebe als die meisten Menschen. Ich nehme die Welt viel intensiver wahr, mit all ihren Facetten, Farben und Nuancen und vor allem auch Geräuschen. Manchmal fühlt es sich an wie ein Feuerwerk der Sinne, manchmal aber auch wie eine vollkommene Reizüberflutung.




Seit meiner Kindheit war ich anders. Geräusche, Gerüche, Lichter und Emotionen prasselten auf mich ein wie ein Wasserfall, während die Welt um mich herum in sanftem Plätschern dahinzutröpfeln schien. Meine Sinne waren wie Antennen, die jedes noch so leise Signal auffingen und verstärkten. Manchmal schien ich förmlich die Gedanken meiner Mitmenschen lesen zu können, blickte hinter das Gesagte und konnte meine Gefühle kaum von denen anderer trennen.

Lange Zeit wusste ich nicht, was mit mir los war. Ich fühlte mich überfordert, reizbar und oft unverstanden. Erst im Erwachsenenalter stieß ich auf die Begriffe „Reizfilterschwäche“ und „Hochsensibilität“ und erkannte, dass ich nicht allein war.

 

Reizfilterschwäche

Reizfilterschwäche: Wenn die Welt zum Sinnesrausch wird

Stellt euch vor, euer Gehirn ist wie ein offenes Fenster, durch das alle Geräusche, Gerüche und visuellen Eindrücke ungehindert hereinströmen. Bei mir ist das so. Laute Geräusche bohren sich wie spitze Nadeln in meine Ohren, grelles Licht brennt sich in meine Augen und intensive Gerüche lösen eine Welle von Übelkeit aus. Mein Gehirn ist wie ein überfüllter Marktplatz, auf dem jeder durcheinander schreit und versucht, meine Aufmerksamkeit zu erlangen. Das kann ganz schön anstrengend und überwältigend sein.



Wenn ich in einem gut besuchten Restaurant mit Freunden sitze, dann fällt es mir oft schwer meinen Freunden inhaltlich folgen zu können. Warum? Weil ich das Gespräch nicht filtern kann. Stattdessen ist es so, als wenn alle in dem Raum nur mit mir reden würden und das gleichzeitig. Jedes Gespräch dringt gleichsam in gleicher Intensität und Lautstärke zu mir durch. Es gibt  Momente, wo ich einfach fluchtartig den Raum verlassen muss, weil ich nicht unfreiwillig fremden Gesprächen lauschen will, weil es mich überfordert und mein Kopf zu platzen scheint.

Reizfilterschwäche, auch bekannt als sensorische Verarbeitungsempfindlichkeit, ist ein Phänomen, bei dem das Gehirn Schwierigkeiten hat, sensorische Informationen zu filtern und zu verarbeiten. Dies kann zu einer Überforderung durch alltägliche Reize wie Geräusche, Licht, Gerüche oder Berührungen führen.

Reizfilterschwäche

 

Hochsensibilität: Die Gabe der tiefen Wahrnehmung

Auf der anderen Seite bin ich auch hochsensibel. Das bedeutet, dass ich nicht nur mehr Reize wahrnehme, sondern diese auch viel intensiver erlebe. Ich sehe Details, die anderen entgehen, fühle die Emotionen in der Musik bis in die letzte Faser und spüre die Stimmung anderer Menschen sofort. Ich bin wie ein Seismograph, der selbst die kleinsten Erschütterungen registriert. Das ist eine Gabe, die mir unglaubliche Freude bereitet, aber auch eine Herausforderung, denn sie macht mich sehr verletzlich und leicht reizüberflutbar.

Alltag zwischen Reizüberflutung und Lebensfreude

Mein Alltag ist ein ständiger Balanceakt zwischen Reizüberflutung und Lebensfreude. Ich liebe es, mit Freunden zu lachen, die Natur zu erkunden und mich in kreativen Projekten zu verlieren. Aber all das kann auch schnell zu viel werden. Deshalb habe ich gelernt, auf meinen Körper zu hören und mir regelmäßig Auszeiten zu gönnen. Ich habe mir Rückzugsorte geschaffen, an denen ich mich von der Reizüberflutung erholen und meine Batterien wieder aufladen kann.




Meine Überlebensstrategien: So finde ich mein Gleichgewicht

Im Laufe der Zeit habe ich verschiedene Strategien entwickelt, um mit meiner Reizfilterschwäche und Hochsensibilität umzugehen:

  • Achtsamkeit: Ich übe mich darin, im Hier und Jetzt zu sein und meine Sinne bewusst wahrzunehmen, ohne mich von ihnen überwältigen zu lassen. Ich habe gelernt zu entspannen und praktiziere Atemübungen umzusetzen, um meine innere Ruhe zu finden. Abgrenzung ist wichtig.

 

  • Reizreduktion: Ich versuche, meine Umgebung so zu gestalten, dass sie mich nicht überfordert. Ich trage Ohrstöpsel, Sonnenbrillen und bequeme Kleidung, um mich vor unangenehmen Reizen zu schützen. Ich meide laute und überfüllte Orte und ziehe mich lieber in ruhige Umgebungen zurück.

 

  • Selbstfürsorge: Ich achte darauf, ausreichend Schlaf zu bekommen, mich gesund zu ernähren und mich regelmäßig zu bewegen. Ich gönne mir Auszeiten, in denen ich einfach mal nichts tue und mich entspanne. Ich umgebe mich mit positiven Menschen, die mich unterstützen und verstehen.

 

  • Offene Kommunikation: Ich spreche offen über meine Bedürfnisse und Grenzen. Ich erkläre meinen Freunden und meiner Familie, warum ich manchmal eine Pause brauche oder bestimmte Dinge nicht tun kann. Ich bitte um Rücksichtnahme und Verständnis.

 

Ein Leben in Technicolor: Die Schönheit der intensiven Wahrnehmung

Reizfilterschwäche und Hochsensibilität sind nicht immer einfach, aber sie haben auch ihre schönen Seiten. Ich erlebe die Welt viel intensiver als andere Menschen. Ich sehe die Schönheit in den kleinen Dingen, fühle die Emotionen in der Musik bis in die letzte Faser und spüre die Verbindung zu anderen Menschen auf einer tiefen Ebene. Ich bin kreativ, einfühlsam und habe ein gutes Gespür für die Bedürfnisse anderer. Ich möchte meine besonderen Eigenschaften nicht missen, denn sie machen mich zu dem Menschen, der ich bin.

Reizfilterschwäche

Mein Wunsch: Mehr Akzeptanz und Verständnis

Ich wünsche mir, dass die Gesellschaft mehr Verständnis für Menschen mit Reizfilterschwäche und Hochsensibilitätentwickelt. Wir sind keine „Sensibelchen“ oder „Mimosen“, sondern einfach Menschen mit besonderen Bedürfnissen. Wir brauchen keine Sonderbehandlung, sondern einfach nur ein bisschen Rücksichtnahme und Akzeptanz. Wir sind wertvolle Mitglieder der Gesellschaft, die viel zu bieten haben.

Ich hoffe, dieser Blogartikel hat euch einen Einblick in meine Welt gegeben. Wenn ihr Fragen habt oder euch austauschen wollt, schreibt mir gerne einen Kommentar.

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2 Kommentare

    • Vielen Dank, habe lange gezögert, aber irgendwie erschien es mir auch für mich selbst wichtig dies mal aufzuschreiben

      Antworten

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