Unser Leben ist zu kurz, um vieles immer wieder aufzuschieben. Wie sich manchmal die Sichtweise entscheidend verändern kann.

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Uwe B. Werner

Es war & wird „mal“ im Leben

Es geschieht ganz plötzlich im Leben, ganz unerwartet. Eine Krankheit, ein Unfall, ein Unglück und wir merken oft erst dann richtig, wie vergänglich alles ist. Wie schnell kann das Leben an uns vorbei ziehen. Wir glauben, wir haben schier unendlich Zeit und dabei ertragen wir nur den Gedanken an die Endlichkeit im Leben nicht.

„Man könnte ja mal… wir müssen uns mal treffen… ach das wollte ich immer mal erleben…“

Das Wörtchen „mal“ schleicht sich so schön in den Sprachgebrauch ein. Es ist so unverbindlich wie hinterhältig, denn es implementiert eine Absicht, ein Versprechen, den Vorsatz und doch ist nichts davon wirklich da. Natürlich könnte man „mal“, doch man wird es fast nie wirklich tun. Wir lassen uns gern mit solchen bequemen Aussagen abspeisen und speisen andere gern damit ab. Sich nur nicht festlegen, nichts konkretes vereinbaren. Sonst müsste man ja doch „mal“…

Und auch bei uns selbst greifen wir gern auf das ausweichende Vokabular zurück. Wir nehmen uns viele Dinge, gerade solche, die uns vielleicht gut tun würden, nicht konkret vor. Wir weichen aus, wir machen das irgendwann später „mal“.

Hände Erde Samen

Für mich ist dieser Beitrag einer der persönlichsten, die ich bisher vielleicht verfasst habe. Bis vor ein paar Tagen war ich auch ein „mal“ Mensch, obwohl es mich bei anderen schon länger gestört hatte. Ich habe Dinge, Besuche, Reisen, Veränderungen immer wieder aufgeschoben, ohne wirklich zu realisieren, wie ich haarscharf an meinem Leben vorbei gelebt habe.

Dann kam Tag X, bzw die Nacht vom 02. auf den 03. März 2016 und für mich ein sehr einschneidendes Erlebnis in meinem Leben. Ein Herzinfarkt, plötzlich, unerwartet, ohne richtige Vorwarnung und zuerst als auch nicht von mir ernst genommen. Notarzt. Notaufnahme, Herzkatheter und damit verbunden schließlich ein Eingriff, der mir das Leben gerettet hat. Wie ernst und knapp es wirklich war, habe ich erst Tage später erfahren.

Heute, anderthalb Wochen später, sitze ich schon wieder daheim und doch ist nicht viel wie es war. Ich bin sozusagen mit einem blauen Auge davongekommen, habe ein Denkzettel verpasst bekommen und denke seitdem auch über mein Leben neu nach. ich habe mich belesen zum Thema Herzinfarkt und wie man sein Leben auch am besten ausrichten kann. Letztlich kommt es nicht nur auf eine äußere Umstellung mit Ernährung, Bewegung und Medikamenten an, sondern eben immer auch auf die innere Einstellung.

Viele der „mals“ hätte ich um ein Haar nicht mehr erleben dürfen. Zuviel aufgeschoben, zu viel vertragt, doch das Leben ist zu kurz um Morgen anzufangen. Vielleicht nimmt man sich nach einem solchen Schrecken mehr vor als man wirklich ändern kann. Ich weiß es noch nicht, aber ich werde es heraus finden.

Ich will nicht mehr „mal“ sehen was kommt, ich nehme mir konkretes vor und erwarte das auch von anderen. Diese schwere Zeit hat mir gezeigt, von den recht wenigen Leuten die es wussten, wie sehr sie doch zu mir standen, mir Mut gaben. Einmal mehr habe ich gelernt und verinnerlicht, wie wichtig es ist Freunde und Familie mit sich zu wissen.

„Mal“ schauen was aus meinen Plänen wird? Nein, das genügt einfach nicht mehr. Ich werde mein Leben soweit ändern, wie es sein muss und ich es vermag. Ich werde Dinge entdecken, reisen, umziehen und dankbar sein für die moderne Medizin, ein blaues Auge und alle, die mir die Zuversicht geben!

Es hat sich ausge“malt“.  Ich werde nicht länger auf andere warten, ob wir uns „mal“ sehen, ich werde nicht länger Dinge, die mir gut tun, vor mich hinschieben. Der kleine zuckende Funke an piependen Gerät auf der Intensivstation hätte auch endgültig schweigen können. Viel hat wohl nicht gefehlt. Das Leben ist ein Geschenk, sein wir dessen würdig. Positives Denken, sich über Kleinkram einfach nicht mehr so aufregen und versuchen sich selbst und auch andere besser zu erkennen, zu sehen und zu fordern.

Der Mensch mag ein Gewohnheitstier sein, doch Gewohnheiten sind nicht in Stein gemeißelt.

Ich habe während des Aufenthalts im Krankenhaus einige sehr interessante Menschen kennengelernt. Ein unglaublich engagiertes Team der Uniklinik Leipzig, Patienten und Gespräche, die mich beeindruckt haben und auch wenn ich mit dem Schock und der Angst noch zu kämpfen habe, hat es mir auch gleichzeitig soviel Mut und positive Energie gegeben dass ich heute sagen kann: Ja. Es war vielleicht notwendig und es liegt allein an mir das beste daraus zu machen.

Heute anfangen, nicht „mal“…

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