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Overthinker und die Angst vor falschen Entscheidungen

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Manchmal fühlt es sich an, als wäre jede Entscheidung eine Prüfung, bei der es nur eine richtige Antwort gibt. Schon bei Kleinigkeiten wie der Wahl eines Gerichts auf der Speisekarte beginnt das Gedankenkarussell. Noch schwieriger wird es, wenn es um große Entscheidungen geht, die das eigene Leben beeinflussen können. Statt einfach zu handeln, setzt das Grübeln ein – jedes Detail wird analysiert, jedes mögliche Szenario durchgespielt, bis die Erschöpfung einsetzt und die Entscheidung vertagt oder gar nicht getroffen wird.

Unsere Gesellschaft verlangt oft Schnelligkeit, Effizienz und die Fähigkeit, sich flexibel auf Veränderungen einzulassen. Doch wenn die Neigung besteht, alles bis ins kleinste Detail zu überdenken, kann das zu einer echten Herausforderung werden. Die Angst, eine falsche Wahl zu treffen, kann lähmend wirken. Man dreht sich im Kreis, hinterfragt sich selbst, sucht nach der perfekten Lösung – und vergisst dabei, dass keine Entscheidung manchmal die schlechteste Entscheidung ist.

Aber warum ist es so schwer, sich festzulegen? Und wie kann man diesen Teufelskreis durchbrechen? Ich kenne diese Gedankenspirale nur zu gut und möchte in diesem Artikel einige Einsichten und praktische Tipps teilen, die mir geholfen haben, leichter Entscheidungen zu treffen. Denn eines habe ich gelernt: Manchmal ist es wichtiger, einfach einen Schritt nach vorne zu machen, als endlos nach der perfekten Lösung zu suchen.

Was ist ein Overthinker?

Ein Overthinker ist jemand, der dazu neigt, Situationen, Probleme oder Entscheidungen immer wieder gedanklich zu durchleuchten. Dabei geht es nicht nur um eine gesunde Reflexion, sondern um ein übermäßiges Grübeln, das oft in einer endlosen Schleife von „Was-wäre-wenn“-Szenarien endet. Overthinker analysieren jede mögliche Konsequenz, jeden Fehler und jedes Risiko, was dazu führt, dass sie sich selbst blockieren.

Merkmale eines Overthinkers:

  • Übermäßige Analyse: Jede Entscheidung wird bis ins kleinste Detail durchdacht.
  • Zweifel und Unsicherheit: Selbst nach einer getroffenen Entscheidung bleiben Zweifel bestehen.
  • Perfektionismus: Der Wunsch, alles perfekt zu machen, führt zu Entscheidungsunfähigkeit.
  • Angst vor Fehlern: Die Angst, eine falsche Entscheidung zu treffen, ist überwältigend.
  • Prokrastination: Entscheidungen werden aufgeschoben, um sich vor möglichen Fehlern zu schützen.
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Die Angst vor falschen Entscheidungen

Die Angst vor falschen Entscheidungen ist eine der größten Herausforderungen für Overthinker. Diese Angst hat oft tiefere Ursachen und kann auf verschiedenen Ebenen betrachtet werden.

1. Perfektionismus und hohe Erwartungen

Viele Overthinker setzen sich selbst unter enormen Druck, alles richtig machen zu wollen. Der Wunsch nach Perfektion führt dazu, dass jede Entscheidung als potenzieller Fehler betrachtet wird, der vermieden werden muss. Doch Perfektion ist unmöglich – und das Wissen darum verstärkt die Angst noch weiter.

2. Fehlendes Vertrauen in die eigene Intuition

Overthinker verlassen sich oft mehr auf ihren Verstand als auf ihr Bauchgefühl. Sie glauben, dass sie durch genug Nachdenken die „richtige“ Entscheidung finden können. Doch manchmal gibt es keine eindeutig richtige oder falsche Wahl – und das Vertrauen in die eigene Intuition fehlt.

3. Die Illusion der Kontrolle

Overthinker haben oft das Bedürfnis, alles unter Kontrolle zu haben. Sie glauben, dass sie durch genug Nachdenken alle möglichen Risiken und Konsequenzen vorhersehen können. Doch die Realität ist unberechenbar, und keine Entscheidung kann jemals vollständig abgesichert werden.

4. Angst vor Verantwortung

Eine falsche Entscheidung zu treffen, bedeutet oft, die Verantwortung für die Konsequenzen zu übernehmen. Diese Verantwortung kann überwältigend sein, besonders wenn man befürchtet, andere zu enttäuschen oder sich selbst zu schaden.

Die Folgen von übermäßigem Grübeln

Die ständige Angst vor falschen Entscheidungen kann schwerwiegende Folgen haben – sowohl auf psychischer als auch auf praktischer Ebene.

1. Lähmung durch Entscheidungsunfähigkeit

Wenn jede Entscheidung zu einer Qual wird, neigen Overthinker dazu, Entscheidungen zu vermeiden. Dies kann dazu führen, dass wichtige Chancen verpasst werden oder Probleme sich verschlimmern, weil sie nicht rechtzeitig angegangen werden.

2. Emotionale Erschöpfung

Das ständige Grübeln und Analysieren kostet viel Energie. Overthinker fühlen sich oft erschöpft, gestresst und überfordert, weil sie mental nie zur Ruhe kommen.

3. Selbstzweifel und geringes Selbstvertrauen

Die ständige Angst, etwas falsch zu machen, untergräbt das Selbstvertrauen. Overthinker zweifeln oft an ihren Fähigkeiten und ihrer Urteilskraft, was zu einem Teufelskreis aus Unsicherheit und weiterem Grübeln führt.

4. Verschlechterte Beziehungen

Die Unfähigkeit, Entscheidungen zu treffen, kann auch Auswirkungen auf zwischenmenschliche Beziehungen haben. Partner, Freunde oder Kollegen können frustriert sein, wenn sie das Gefühl haben, dass der Overthinker sich nie festlegen kann.

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Wie du den Teufelskreis durchbrichst

Die gute Nachricht ist: Es ist möglich, als Overthinker zu lernen, Entscheidungen leichter zu treffen und die Angst vor falschen Entscheidungen zu überwinden. Hier sind einige praktische Schritte, die dir dabei helfen können.

1. Akzeptiere, dass es keine perfekten Entscheidungen gibt

Der erste Schritt besteht darin, zu akzeptieren, dass keine Entscheidung jemals perfekt sein wird. Es gibt immer Ungewissheiten und Risiken, und das ist in Ordnung. Perfektion ist ein unrealistisches Ziel, das nur zu Frustration führt.

2. Setze dir Entscheidungsfristen

Overthinker neigen dazu, Entscheidungen endlos hinauszuzögern. Setze dir klare Fristen, innerhalb derer du eine Entscheidung treffen musst. Das hilft dir, nicht in der Analysephase stecken zu bleiben.

3. Vertraue auf deine Intuition

Lerne, deinem Bauchgefühl zu vertrauen. Oft weißt du instinktiv, was das Richtige ist – auch wenn dein Verstand noch zweifelt. Übe, auf diese innere Stimme zu hören und ihr zu folgen.

4. Reduziere die Anzahl der Optionen

Zu viele Optionen können überwältigend sein. Beschränke dich auf eine überschaubare Anzahl von Alternativen und konzentriere dich auf diese. Das macht die Entscheidung einfacher.

5. Lerne, mit Fehlern umzugehen

Fehler sind ein natürlicher Teil des Lebens. Anstatt sie zu fürchten, sieh sie als Lernmöglichkeiten. Jede falsche Entscheidung bringt dich weiter und hilft dir, in Zukunft bessere Entscheidungen zu treffen.

6. Praxis macht den Meister

Übe das Treffen von Entscheidungen in kleinen, unwichtigen Situationen. Je mehr du übst, desto selbstbewusster wirst du in deiner Entscheidungsfähigkeit.

7. Suche Unterstützung

Manchmal kann es hilfreich sein, mit Freunden, Familie oder einem Coach über deine Entscheidungen zu sprechen. Eine externe Perspektive kann dir helfen, klarer zu sehen und dich zu entspannen.

 

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Die Angst vor falschen Entscheidungen ist eine der größten Herausforderungen für Overthinker. Doch indem du lernst, Perfektionismus loszulassen, deiner Intuition zu vertrauen und mit Fehlern umzugehen, kannst du diesen Teufelskreis durchbrechen. Entscheidungen sind ein natürlicher Teil des Lebens – und keine davon ist endgültig. Jede Wahl bringt dich weiter, egal ob sie sich im Nachhinein als richtig oder falsch herausstellt. Also atme tief durch, vertraue auf dich selbst und wage den Schritt. Du hast es verdient, ein Leben zu führen, das nicht von Angst und Zweifeln geprägt ist, sondern von Mut und Vertrauen in deine eigenen Fähigkeiten.

 

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2 Kommentare

  1. Hi, sehr interessanter Beitrag. Ich selber neige auch dazu, grade wenn es beruflich mal zu Konflikten kommt (sei es mit Mitarbeitern, Kunden oder Zulieferanten). Ich kann mich endlos verkopfen. Ich habe mir dann angwöhnt, mir Zeit und Raum zum bewussten Nachdenken zu geben (Saune mit Ruheraum ist dann meine letzte Zuflucht, wenn es mich zu sehr einnimmt). Ich schreibe mir danm die Gedankengänge auf inkl. meiner Entscheidung und das weitere Vorgehen. Auch innerlich schliesse ich dann bewusst jeden Satz mit einem „Punkt“ am Ende ab. Liebe Grüsse, Michael

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    • Hallo Michael, vielen Dank für Dein Feedback. Der persönliche Rückzugsraum ist wirklich wichtg und dazu gibt es demnächst auch noch mal ein Artikel.

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