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Uwe B. Werner
Neue Leute und eine alte Frage prallen täglich aufeinander. „Und was machst du so?“ Damit ist natürlich der Beruf gemeint. Jeder versucht sich, so positiv wie möglich darzustellen. Arbeitslos, Erziehungszeit oder gar freiwillig zu Hause – das ist seltsam und hat sogar dazu geführt, dass Mütter zu Familienmanagern wurden und Hausmänner Erziehungsarbeit leisteten. Warum eigentlich?
Dem Vergleich standhalten müssen oder wollen?
Irgendwie könnte man es schon Tragik des Lebens nennen, dass vieles was uns in Kindheit und Jugend nahegelegt wird, uns im Erwachsenenalter dazu verleitet, unsere Energie in falsche Kanäle zu leiten.
In der Kindheit gilt:
- Schneller, weiter, besser.
- Nimm dir ein Beispiel an!
Als Erwachsener heißt es plötzlich:
- Sei du selbst!
- Geh deinen Weg!
Die erwachsene Einsicht ereilt jeden irgendwann, den einen früher, den anderen später. Dieses sich vergleichen, mehr sein wollen usw. treibt uns in ein Hamsterrad aus dem wir irgendwann völlig entkräftet herausfallen. Doch bis dahin fragen wir auf jeder Party, bei jedem Kennenlernen: „Und was machst du so?“
Die Antworten lösen dann Gefühle in uns aus. Mal fühlen wir uns kleiner, mal größer. Je nachdem wie wir selbst oder die Gesellschaft die entsprechenden Berufe bewerten. Oft lassen wir uns sogar von Äußerlichkeiten leiten (was nebenbei bemerkt, ganz schön in die Hose gehen kann). Begegnen uns Menschen, die uns beruflich voraus sind, wollen wir den Anschluss nicht verlieren und durchforsten das Kursnet nach guten Fortbildungen, die uns voran bringen.
Erfolgreich werden
Der beste Tipp der zum Erfolg führt ist wohl der, das zu tun was man gern macht. Die Natur hat es so eingerichtet, dass wir bei dem was uns Spaß macht auch automatisch gute Ergebnisse erzielen. Das ist übrigens nicht einmal nur ein Tipp für den Beruf, sondern auch für alle anderen Lebensbereiche. Und damit sind wir bei einem sehr wesentlichen Punkt und Tipp, nämlich den Erfolg vom Beruf loszulösen.
Sport ist für die einen ein Hobby, für die anderen ein Beruf. Die einen fahren Fahrrad, um voranzukommen, die anderen um die Umwelt zu schonen und die nächsten, um schnell zu sein und Touren zu gewinnen. Alle haben eins gemeinsam, sie fahren gern Rad. Was sie für sich als als Erfolg verbuchen, ist jedoch grundverschieden.
Erfolg ist also eine subjektive Sache. Das bedeutet, dass jeder sich klar machen muss, worin er seinen Erfolg sieht. Ist es die Professur an der Uni oder ein Jahr zuckerfreies Leben? Fest steht, dass Erfolg, egal in welchem Bereich, positive Veränderungen auslöst. Das Selbstbewusstsein steigt, die Außenwirkung ist eine ganz andere und auch die Selbstliebe fällt deutlich leichter.
Gravierend zeigen das die Vorher/ Nachher Bilder von erfolgreichen Diätmachern. Oberflächlich gesehen scheint es so zu sein, dass eine einst dicke Person, sich besser fühlt, weil sie dünn ist. Doch das stimmt nicht. Sie fühlt sich besser, weil sie es geschafft hat. Wäre ihr Ziel gewesen ein Buch zu schreiben und das hätte Erfolg gehabt, wäre sie genau so positiv verändert und immer noch übergewichtig.
Lohnende Ziele
Erfolg setzt immer ein Ziel voraus. Das sollte konkret benannt und messbar sein. Außerdem, muss es einen lohnenden Anreiz geben, sich auf den Weg zu machen, dieses Ziel zu erreichen. Allein das Wissen, was der Erfolg alles bewirken könnte, reicht oft nicht aus, sich ausreichend zu motivieren. Es würde vermutlich keine Raucher mehr geben, wenn das so einfach wäre, denn das Rauchen ungesund ist, wissen ja alle. Doch erst wer nur noch schwer die Treppe zur eigenen Wohnung hinaufkommt, wird es ernsthaft als Ziel in Erwägung ziehen, auf das Rauchen zu verzichten.
Erfolg steht eng in Verbindung mit Anerkennung, diese löst wiederum Stolz aus. Dabei kann die Anerkennung von außen kommen (Berühmt sein, Lob vom Chef, Lob von den Eltern), aber auch von innen (Selbstbestätigung, Selbstbeweis). Je ausgeprägter der Wunsch nach Anerkennung, desto verbissener wird nach Erfolg gestrebt. Das nimmt mitunter sehr krasse Züge an. Normalsterbliche können vermutlich nicht nachvollziehen, warum Bergsteiger sich sofort einen höheren Berg suchen, den sie erklimmen können. In dem Buch „Berg und Sinn“ wird beschrieben, wie Viktor Frankl durchs Klettern seine Ängste überwunden hat. Während Außenstehende also die sportliche Leistung und den Erfolg, einen Gipfel erklommen zu haben, sehen, war für Frankl der Erfolg ein ganz anderer und sogar der Sinn des Kletterns. Das zeigt sehr gut, wie sehr wir selbst bestimmen, was Erfolg für uns ist und ob wir erfolgreich sind.
Und wieso gibt es dann so viele Erfolgsratgeber?
Das mit dem Erfolg ist wie mit dem Kochen. Ein Gericht, viele Rezepte. Und jeder hat seinen eigenen Geschmack. Er eine mag Spargel gegrillt, der andere in Hollandaise und der nächste pikant eingelegt. Also gibt es einen guten Grund, einem Thema viele Bücher zu widmen. Es gibt ja auch unzählige Kochbücher.
Hinzu kommt, dass jeder eine andere Sprache spricht. Damit ist jetzt nicht gemeint, dass der eine Deutsch, der andere Schwedisch spricht, sondern dass die Ansprache sich für jeden anders anfühlt. Der eine möchte geduzt werden, der andere kann das gar nicht leiden.
Letztendlich hängt Erfolg weder von einem Ratgeber, noch von der Zahl der Bücher zum Thema ab, die man gelesen hat. Erfolg kommt aus uns, von innen heraus. Und Erfolgsdrang liegt auch in uns. Das sogar von Anfang an. Wenn dies nicht so wäre, würde wohl kaum ein Kleinkind laufen lernen, weil es nach drei bis vier Fehlversuchen einfach weiter krabbeln würde. Doch es möchte unbedingt laufen, weil es das von den Eltern oder Geschwistern sieht.
So ist es auch mit Erwachsenen. Wir haben unsere Vorbilder, denen wir nacheifern wollen, mit denen auf Augenhöhe sein und manchmal wollen wir sie überflügeln.
Fazit: Erfolg ist wichtig. Misserfolge deprimieren auf ganzer Linie. Letztendlich muss es nicht nur beruflicher Erfolg sein, der große Veränderungen vollbringen kann. Erfolg ist so individuell wie der Weg dorthin. Ein Ziel muss realistisch sein, sonst ist es ein Traum. Wird ein Ziel angestrebt, muss die Motivation dahinter positiv sein, sonst ist sie nicht stark genug und Ziele werden nicht erreicht. Erfolg macht nicht unbedingt glücklich, Glück aber erfolgreich.
Tipp: Die wenigsten Menschen definieren sich über einen Beruf oder eine Position, die die es tun, sind nicht unbedingt die, denen es nachzueifern lohnt.
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