Mit dem Honor 400 Pro habe ich mir wirklich ausgiebig Zeit gelassen. Nach mehreren Wochen intensiver Nutzung und dem Vergleich mit dem Vorgänger, dem Honor 200 Pro, einem Vorjahres-Flaggschiff mit gleichem Prozessor (OnePlus 12) und mit meinem derzeitigen Daily Driver Xiaomi 15, zeigt sich: Das Honor 400 Pro ist ein Smartphone, das Anspruch und Realität nur teilweise vereinen kann. Es gibt vieles, was mir wirklich gefiel, aber auch ein paar deutliche Schwachpunkte, die in den meisten Reviews, gerade bei YouTube, nicht erwähnt werden. In diesem Artikel findest du meine praktischen Erfahrungen mit den wichtigen Stärken, Schwächen und Besonderheiten und die Antwort auf die Frage: „Für wen ist das Honor 400 Pro das geeignete Smartphone?“
Design & Verarbeitung: Premium-Feeling mit Abstrichen
Das Honor 400 Pro überrascht mit einem hochwertigen, robusten Design. Mit nur 8,1 mm Dicke und einem Gewicht von 205 g liegt es trotz großem 5.300-mAh-Akku angenehm in der Hand. Die matte Rückseite reduziert Fingerabdrücke effektiv, das multi-angled Kamera-Layout auf der Rückseite verleiht dem Gerät eine moderne Optik. Doch im ersten Moment war da beim Design ein Fragezeichen. Honor ist seit mehreren Jahren unabhängig von Huawei und doch schaut das Honor 400 Pro wie ein sehr naher Verwandter eines Huawei Pura aus… Ich will das mal nicht weiter kommentieren. Mir persönlich gefällt das Design recht gut und vor allem wesentlich besser als das Design des letztjährigen Honor 200 Pro.
Das Honor 400 Pro besteht aus Glas mit einem hochwertigen Kunststoffrahmen, der laut Hersteller auf Fall- und Druckfestigkeit getestet wurde. Nachdem wir bei den meisten aktuellen Smartphones indessen einen geraden Rahmen à la iPhone haben, fällt dieser runde Rahmen natürlich etwas auf. Ich persönlich mag die eher kantigen, glatten Rahmen lieber, schon auch von der Haptik und dem Haltekomfort im Querformat. Aber das ist natürlich alles Geschmackssache.
Ein besonderes Highlight ist die IP68/IP69-Zertifizierung: Das Smartphone ist nicht nur staub- und wasserdicht, sondern hält auch Hochdruckwasserstrahlen stand – ideal für Vielreisende oder Nutzer mit Outdoor-Aktivitäten.
Display: Brillante OLED-Qualität mit hohem Komfort
Das 6,7 Zoll große OLED-Display mit einer Auflösung von 2080 × 1280 Pixeln, 120 Hz Bildwiederholrate und bis zu 5.000 Nits Helligkeit sorgt für gestochen scharfe, kontrastreiche Bilder – selbst bei direkter Sonneneinstrahlung. Die PWM-Frequenz von 3.840 Hz schont die Augen, ergänzt durch Ultra-Dark- und Low-Blue-Light-Modi. Auch in dunkler Umgebung lässt sich das Display bis auf 1,5 Nits dimmen – ideal für das Lesen im Bett oder in dunklen Räumen.
Für Serienfans und Mobile-Gamer bietet das Display ein flüssiges, farbstarkes Erlebnis. Ein kleiner Nachteil: Die mitgelieferte Schutzfolie wird schnell klebrig und sollte durch eine hochwertigere ersetzt werden. Insgesamt ein durchaus gutes Display, welches mit den meisten Flagships durchaus mithalten kann.
Der optische Fingerabdrucksensor liegt recht weit unten, was die Bedienung nicht immer einfach macht. Für die UVP hätte man da auch gut einen Ultraschall-Fingerabdruck erwarten können. Trotzdem ist die Emntsperrung zuverlässig, ab er eben nur semi-sicher und im Dunkeln kaum praktikabel. Gleiches trifft auf die angebotene Gesichtsentsperrung zu. Auch diese ist, im Gegensatz zum Flagschiff, dem Honor Magic 7 Pro, nur 2-D. Die breite Pille täuscht da etwas.
Performance des Honor 400 Pro: Zwei Top-Chips für starke Leistung
Während in manchen Regionen der Snapdragon 8+ Gen 1 verbaut ist, kommt in der EU der neuere Snapdragon 8 Gen 3 zum Einsatz. Das ist der Flaggschiff-Prozessor des letzten Jahres und findet sich auch in meinem OnePlus 12 wieder. Man ist damit noch für etliche Jahre bestens aufgestellt. In der Praxis kann ich nur sagen: „die Kiste rennt“! Keine Ruckler, keine Gedenksekunden, wie man sie früher oft in der Mittelklasse schon mal zu sehen bekam. Der Prozessor sorgt, in Verbindung mit 12 GB RAM und schnellem UFS 4.0-Speicher, für eine sehr flüssige Nutzererfahrung – egal ob Multitasking, Gaming oder KI-Anwendungen.
Magic OS 9.0, basierend auf Android 15, bringt nicht nur eine intuitive Benutzeroberfläche, sondern auch eine langfristige Update-Garantie: Honor verspricht bis zu 6 Jahre Software-Support. Moderne Google-Funktionen wie Gemini und Circle to Search sind ebenfalls integriert.
Benutzeroberflächen sind immer auch Geschmackssache und während einige MagicOS als zu bunt und verspielt empfinden, mag ich es persönlich. Es bietet viele Möglichkeiten der Individualisierung, wie z. B. breit gezogene Ordner. Das wünsche ich mir z. B. auch mal für HyperOS.
Kamera: Viel Potenzial, aber nicht immer souverän
Das Triple-Kamera-Setup setzt sich aus einem 200-MP-Hauptsensor, einer 50-MP-Telefotokamera und einer 12-MP-Ultraweitwinkel-/Makrokamera zusammen. Im Alltag überzeugt vor allem die Telefotokamera mit guter Detailtreue, ebenso wie AI-gestützte Funktionen wie Super Zoom und Motion Sensing Capture.
Allerdings gibt es auch Kritik: Die Weitwinkelkamera zeigt teils starke Verzerrungen, und die Farben wirken gelegentlich unnatürlich. Die Videoqualität fällt bei schwachem Licht und durch ungleichmäßige Tonaufnahmen ab. Für einfache Schnappschüsse geeignet, aber für hochwertige Videoaufnahmen weniger zu empfehlen.
Insgesamt ist mir aber vor allem aufgefallen, dass die Bildergebnisse oftmals beim Vorgänger Honor 200 Pro teilweise besser, heller und detailreicher waren. Das ließ mich zunächst etwas zweifeln, aber nachdem ich die Erkenntnis auch bei anderen Reviews wiederfand, ernüchterte es mich doch. So würde ich im Bereich der Kamera den Vorgänger eher empfehlen.
Nicht falsch verstehen, die Aufnahmen sind alltagstauglich und wer nicht starken Fokus auf Videos legt, kann damit durchaus zufrieden sein. Für die UVP allerdings darf man schon etwas mehr erwarten. Mein Xiaomi 15 kostet vielfach indessen kaum mehr und spielt im Bereich der Fotos doch in einer ganz anderen Klasse.
KI-Funktionen: Kreativer Spielraum mit kleinen Hürden
Honor legt großen Wert auf Künstliche Intelligenz. Folgende Features stehen zur Verfügung:
- AI Image to Video: erstellt animierte Clips aus Fotos (basierend auf Googles Video-KI-Modell)
- AI Eraser & Cutout: entfernt Objekte oder extrahiert Motive
- AI Outpainting: erweitert den Bildhintergrund
- AI Deep Fake Detection und AI-Übersetzung & Zusammenfassungen
Die KI-Videofunktion liefert erstaunlich realistische Ergebnisse, besonders auf mobilen Geräten. Die Nutzung ist zunächst auf zehn Anwendungen pro Tag begrenzt und könnte zukünftig kostenpflichtig werden. Dennoch bieten diese Funktionen kreativen Spielraum – besonders für Social-Media-Nutzer und Hobby-Gestalter. Sie sind gut in MagicOS gut eingebettet, aber wären für mich kein Kaufargument.


Links die statischen Ausgangsbilder füpr die „Image to Video“ Funktion und rechts die Ergebnisse.
Natürlich macht die AI-Funktion Image to Video durchaus Spaß, wobei die Ergebnisse recht unterschiedlich sind.Es ist erstaunlich, was man aus statischen Fotos, egal ob mit dem Honor oder von anderen Anbietern erstellt, zaubern kann. Nach ein paar Tagen hat man das dann aber auch durch. Ein nettes Gimmick, nicht mehr.
Akku & Laden: Ausdauer trifft Geschwindigkeit
Die Akkukapazität mit 5.300 mAh ist auf dem aktuellen Stand vergleichbarer Smartphones. Im Alltag kommt man problemlos über einen Tag, bei moderater Nutzung auch über zwei. Die 100-Watt-Schnellladefunktion bringt das Gerät in 15 Minuten auf 50 %, kabellos sind bis zu 50 Watt möglich.
Einziger technischer Rückschritt: USB 2.0. Die Datenübertragung per Kabel dauert dadurch spürbar länger, etwa beim Übertragen von Videos oder umfangreichen Fotodateien.
Audio & Extras: Mehr als nur Standard
Die Dual-Speaker überzeugen mit kräftigem Sound und klaren Höhen. Filme und Musik machen auch ohne Kopfhörer Spaß. Ein praktischer Bonus: der Infrarot-Sensor, mit dem sich Fernseher oder andere Geräte steuern lassen. Wenn man den Ton allerdings lauter aufdreht, bemerkt man recht schnell Vibrationen und ein leichtes „Scheppern“.
Weitere Ausstattung: Dual-SIM (inkl. eSIM), WiFi 6E/7, Bluetooth 5.4, 5G und ein IR-Blaster. Ein microSD-Slot fehlt – bei 512 GB Speicherplatz allerdings verkraftbar.
Preis-Leistungs-Verhältnis: Spannend – aber nur im Angebot
Der offizielle Preis für das Honor 400 Pro liegt bei etwa 799 Euro für die 512-GB-Version. Für den offiziellen Preis keine Empfehlung.
Mit regelmäßigen Angeboten (z. B. 649 Euro inklusive Netzteil und Earbuds) wird das Gerät deutlich attraktiver. Die Standardversion Honor 400 bietet ebenfalls gute Technik ab rund 449 Euro – eine Alternative für Sparfüchse.
Im Vergleich zur Konkurrenz punktet das Honor 400 Pro mit Display, Akkuleistung und KI-Features. In Sachen Kamera und Video hinkt es den Top-Geräten jedoch leicht hinterher.
Viel Smartphone fürs Geld – mit Charakter
Das Honor 400 Pro liefert starke Leistung, kreative KI-Features und ein brillantes Display – ideal für Medienliebhaber, Vielreisende und Neugierige, die neue Technologien erleben wollen. Trotz kleiner Schwächen bei Kamera und Anschlussvielfalt bietet das Gerät insgesamt ein gelungenes Gesamtpaket.
Wer ein zuverlässiges, gut ausgestattetes Smartphone mit Premium-Feeling zum fairen Preis sucht, wird hier fündig. Das Honor 400 Pro zeigt, wie leistungsfähig die Mittelklasse heute sein kann – und setzt damit ein starkes Ausrufezeichen in seiner Preisklasse. Mir hat es über die Wochen viel Spaß gemacht, auch wenn der Wow-Effekt, den ich noch beim Vorgänger hatte, diesmal etwas fehlt.
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