Smartphones sind heute längst nicht mehr nur zum telefonieren oder texten da. Bei vielen hat das Smartphone längst auch die analoge oder digitale Kamera abgelöst und auch Videos lassen sich damit durchaus gut erstellen. Wer allerdings nicht ständig mit einem Stativ herumlaufen möchte, der kommt beim Thema Video früher oder später zu einem Gimbal.
Was ist ein Gimbal?
Ein Gimbal ist eine kardanische Aufhängung. Das sagt vielleicht nicht jedem etwas. Viele Smartphone bieten heute sowohl für Fotografie als auch für Videos eine interne Bildstabilisierung. Während für die Fotografie dies in vielen Smartphones schon sehr gut klappt, sind die Umsetzungen für Videoproduktion bislang oft nur eingeschränkt oder nur softwaretechnisch möglich. Ein Gimbal ist sozusagen eine externe Bildstabilisierung. Hier wird mit Achsen und Gegengewichten gearbeitet. Es gibt einfache Gimbals, oft schon für wenige Euro, die allerdings dann meist nur ein Gewicht und keine freilaufenden Achsen mit sich bringen.
Die meisten Gimbals für Smartphones heutzutage sind 3-achsig und können so ein Großteil von Verwackelungen abfangen. Trotzdem bedarf es immer noch einiger Übung, damit dann butterweiche Schwenks und Kamerafahrten auch ohne großes, teures Profi-Equipment funktioniert.
Smooth Q als Smartphone Gimbal
Der Smooth Q hatte ich mir vor einigen Jahren zum Testen geholt. Es reizte mich damals auch Videos produzieren zu können. Letztlich setze ich ihn für kurze Videoschwenks und vielfach auch für die Fotografie ein. Nun wird ein Video nur so gut wie Kamera des Smartphones es zulässt. Mein Samsung Galaxy S8 konnte da noch gute Ergebnisse erzielen. Später stieg ich auf Huawei um und war begeistert von den fotografischen Ergebnissen meine P20 Pro und um so mehr vom P30 Pro. Videos allerdings sind bislang nicht die Stärke von Huawei und so waren die letzten Jahre auch eher “videolos” bzw nur für den kleinen Privatgebrauch.
Erst mit dem Umstieg auf das iPhone 11 begann ich mich wieder mehr mit dem Thema Videos zu beschäftigen. Hier begannen allerdings auch gleich die Probleme.
Zu groß und zu schwer für den Gimbal?
Das iPhone lässt sich sich grundsätzlich mit dem Smooth Q nutzen, allerdings ist es eine ziemliche Fummelei und klappt nur bei jedem dritten bis vierten Versuch anständig. Grund: das iPhone ist zu groß und zu schwer. Das Gegengewicht reicht einfach nicht aus, um eine vernünftige Stabilisierung zu erreichen. Das trifft auch auf das Huawei P30 Pro zu. Andere, kleinere Smartphone, wie mein Samsung Galaxy S8 haben da keinerlei Probleme.
Nun wollte ich allerdings die Kamera und Videoschnittprogramme meines iPhones nutzen. Wenn aber nicht gewährleistet ist, das es einwandfrei vor Ort funktioniert, bringt mir das nicht viel. So bin ich dann auf die Suche gegangen und habe das aktuelle Smooth 4 angeschaut. Gleichzeitig konnte ich so beide Gimbals miteinander vergleichen und der Frage nachgehen: lohnt sich das Smooth Q heute noch?
Was kann der Smooth Q Gimbal?
Der Smooth Q Gimbal von ZHIYUN braucht sich in den meisten Funktionen hinter dem sehr viel neueren Smooth 4 der gleichen Firma nicht zu verstecken. Er bringt nicht alle aktuellen Funktionen mit sich, aber hat dafür durchaus ein zwei Hardware-Vorteile.
Ausgeliefert wurde der Smooth Q Gimbal in einem Case, das eher an einen kleinen Geigenkasten erinnert. Gut geschützt aber optisch eher Geschmacksache. Geladen wird der Gimbal über Micro-USB-USB. Ein Kabel, ohne Netzteil, liegt ebenso bei, wie eine kleine Installationshilfe und eine Trageschlaufe für das Case. das war es dann aber auch schon.
Wer den Gimbal richtig nutzen will muss sich die App “ZY Play” auf seine Smartphone laden. Diese gibt es für Android und iOS im jeweiligen Store kostenlos.
Wichtig: Erst das Smartphone in den Gimbal einsetzen und die Software herunterladen, ehe man den Gimbal startet!
Bei der Software ist darauf zu achten, das man sich links oben aus dem Burger-Menu den richtigen Gimbal auswählt, sonst kann eine verbindung nicht funktionieren. Bluetooth am Smartphone einschalten, den Gimbal starten und dann über die Software den Gimbal suchen lassen. Das geht wirklich schnell und einmal gefunden, wird der Gimbal gestartet und ggf mit einem Firmware-Update versorgt.
Die Aufnahme erfolgt dann direkt über die Software, welche auch als Foto- und Video-App fungiert.
Anleitungen zum Gebrauch der App oder von Gimbal Funktionen des Smooth Q kann man sich bei Youtube abrufen. Auflösung und Bildrate hängen dabei natürlich vom jeweils genutzten Smartphone ab, da der Gimbal ja lediglich die mechanischen Funktionen steuert.
Ich empfehle erst einmal in der Wohnung einige erste Versuche, ehe man sich in die “Wildnis” traut. Aufgenommen wird direkt auf dem Smartphone, so dass Ihr bei der Auswahl Qualität auch darauf achten solltet genug Platz auf dem Smartphone zu haben. Gut, wer hier mit zusätzlichen Speicherkarten aufrüsten kann.
Mit dem Akku des Gimbal kommt man gut durch einen normalen Videotag. Theoretisch kann man sogar das Smartphone darüber aufladen lassen, wovon ich jedoch abrate, da hier oft Aufnahmen gestört werden können. Wer länger unterwegs ist, für den empfiehlt sich für sein Smartphone sicherlich eine Powerbank.
Im Gegensatz zum Smooth 4, bietet der Smooth Q noch die Joystick-Funktion, mit der man den Gimbal ziemlich individuell und einfach steuern kann. Gerade für Einsteiger eine gute Variante.
Dafür fehlt hier leider eine Power-Anzeige, so dass ich nicht wirklich gut erkennen kann, wann meinem Gimbal der Saft ausgeht.
Noch ein Beispiel mit Smooth Q Gimbal
In diesem kurzen Beispielvideo sieht man ganz gut die Lock-Funktion, in dem ein markiertes Objekt immer im Fokus gehalten wird. Praktisch auch für Gebäude.
Mein Fazit zum Smooth Q Gimbal
Wer wie ich die Möglichkeit hat den Smooth Q Gimbal gegen aktuelle Konkurrenten wie den Smooth 4 aus dem gleichen Hause zu vergleichen, der wird merken, dass sich sowohl in den Funktionen als auch in der Software nichts grundlegendes getan hat. Gewiss, es gibt mehr Möglichkeiten und ich kann mit dem Smooth Q weder sanft zoomen noch Unschärfe-Ein- und Ausblendungen gestalten, aber dennoch schlägt er sich, vor allem auch durch den indessen schon wirklich günstigen Preis, noch gut im Rennen.
Als Einsteigermodel kann ich gut empfehlen. Es dürfte schwierig sein den Smooth Q noch als Neuware zu erhalten, doch gibt es zahlreiche Angebote in gutem bis sehr guten gebrauchten Zustand ab 50€. Da kann man dann nicht viel verkehrt machen und für einen ersten Einblick in die Welt der Smartphone-Gimbals ist das schon ein guter Start. Warum weit über hundert Euro investieren, wenn man nicht mal weiß, ob das auch was für einen ist.
0 Kommentare