Das Honor Magic 7 Pro ist eines dieser Smartphones, das auf den ersten Blick beeindruckt – und auf den zweiten Blick dann die Frage aufwirft, ob es wirklich in der Liga der ganz Großen mitspielen kann. Als das neue Flaggschiff von Honor in Europa präsentiert wurde, versprach es Innovation, Eleganz und Leistung. Aber hält es auch, was es verspricht? In diesem Beitrag gehe ich den einzelnen Aspekten dieses Geräts auf den Grund und teile meine persönlichen Eindrücke.
Ein Blick zurück: Honors Entwicklung
Als Honor vor zwei Jahren mit dem Magic 5 Pro nach der Abspaltung von Huawei zurückkehrte, war das Erstaunen groß. Noch unter dem Radar der breiten Masse, konnte das Magic 5 Pro in fast allen Punkten begeistern. Ein Jahr später war die Erwartungen an das Magic 6 Pro dementsprechend hoch, doch dieses erwies sich trotz seiner Qualitäten eher als marginale Weiterentwicklung.
Auch das Magic 7 Pro bietet eine solide Basis, doch erneut scheint es, als würde Honor vor allem auf Bewährtes setzen. Der hohe Einstiegspreis und einige Schwächen lassen Raum für Kritik.
Lieferumfang des Honor Magic 7 Pro
Bereits beim Auspacken stellt sich die erste kleine Ernüchterung ein: Im Lieferumfang befindet sich lediglich ein USB-C auf USB-C-Kabel. Dies ist bei einem Premiumgerät enttäuschend, da Nutzer bei diesem Preis ein voll ausgestattetes Paket erwarten. Das Fehlen eines Netzteils oder anderer Zubehörteile zwingt viele, zusätzliche Anschaffungen zu tätigen, was die Nutzererfahrung trübt. Für manche mag dies ein Pluspunkt in Sachen Umweltfreundlichkeit sein, doch für viele bleibt der Eindruck eines unvollständigen Pakets. Dennoch zeigt Honor mit dieser Entscheidung, dass Ressourcen geschont und weniger Abfall erzeugt werden sollen.
Design und Verarbeitung
Beim Design setzt Honor auf Evolution statt Revolution. Verglichen mit dem Vorgänger Magic 6 Pro ist das Gerät minimal breiter und 6 Gramm leichter geworden. Das Displayglas ist an den Rändern leicht abgerundet, während das Display selbst komplett flach bleibt. Diese Veränderungen machen das Gerät griffiger, allerdings ist der große Kamerabalken auf der Rückseite weiterhin ein Designproblem. Er ist kleiner und eleganter als beim Vorgänger, bleibt aber ein großer Oreo-Keks. Häufig berührt man ungewollt die Kamera, was zu Fingerabdrücken führt.
Die Rückseite aus mattem Glas, insbesondere in der Farbe „Black“, ist ein echter Hingucker. Je nach Lichteinfall wechselt die Farbe zwischen einem dunklen Grau und einem matten Anthrazit. Es sieht hochwertig aus und ist unanfällig für Fingerabdrücke – ein Pluspunkt für die Alltagstauglichkeit. Zusätzlich fühlt sich die Verarbeitung durchweg solide an, was das Gerät langlebig und robust erscheinen lässt.
Display
Das 6,8 Zoll große OLED-Display bietet eine Pixeldichte von 453 ppi und eine Bildwiederholrate von bis zu 120 Hz. Diese technischen Eigenschaften sorgen dafür, dass Inhalte flüssig und scharf dargestellt werden. Besonders Gamer profitieren von der hohen Bildwiederholrate, da schnelle Bewegungen klar und ohne Verzögerung dargestellt werden.
Auch beim Scrollen durch Social-Media-Feeds oder beim Ansehen von Filmen überzeugt die Darstellung. Farben und Schärfe sind ausgezeichnet, die Helligkeit hingegen bleibt hinter den Erwartungen zurück. Obwohl Honor mit einer maximalen Helligkeit von 5000 Candela wirbt, lag die durchgängige SDR-Helligkeit in Tests bei etwa 1500 Candela. Im direkten Vergleich bieten Geräte wie das Oppo Find X8 Pro subjektiv bessere Lesbarkeit bei Sonneneinstrahlung.
Sicherheit und Bedienung
Ein Highlight des Magic 7 Pro ist der ultraschallbasierte In-Display-Fingerabdrucksensor, der schneller und präziser arbeitet als sein optischer Vorgänger. Kombiniert mit der 3D-Gesichtserkennung entsteht ein vielseitiges und sicheres Entsperrsystem. Gerade die Gesichtserkennung hat sich im Vergleich zum Vorgänger stark verbessert und funktioniert nun auch bei Dunkelheit zuverlässig.
Der Ultraschall-Fingerabdrucksensor ist gut platziert und reagiert schnell. Diese Technologien machen das Magic 7 Pro zu einem der besten Geräte in Sachen Sicherheit und Bedienkomfort. Nutzer, die zuvor optische Fingerabdruckscanner verwendet haben, werden den Unterschied deutlich spüren.
Leistung und Prozessor
Angetrieben wird das Magic 7 Pro vom Snapdragon 8 Elite, einem der leistungsstärksten Chips auf dem Markt. Zusammen mit 12 GB RAM liefert das Gerät eine butterweiche Performance – ob beim Multitasking oder beim Spielen grafikintensiver Games. Auch das Wärmemanagement überzeugt, da das Gerät auch bei starker Beanspruchung nicht unangenehm heiß wird. Für Power-User, die auf maximale Leistung angewiesen sind, ist das Magic 7 Pro definitiv eine gute Wahl.
Kamera: Eine gemischte Erfahrung
Die Kamera ist ein zentraler Punkt dieses Smartphones. Mit einer 50-Megapixel-Hauptkamera, einer 50-Megapixel-Frontkamera und einer neuen 200-Megapixel-Telezoomlinse für dreifachen optischen Zoom hat Honor ein beeindruckendes Setup geschaffen. Bei Tageslicht sind die Ergebnisse exzellent: scharfe Bilder mit gutem Dynamikumfang. Bei wenig Licht zeigt sich jedoch, dass die Weitwinkelkamera nach wie vor Schwächen hat, während die Telezoomlinse verbessert wurde.
Auf dem Papier scheint das Kamerasystem von Honor dem von OnePlus überlegen zu sein, insbesondere mit größeren Sensoren. Doch in der Praxis bevorzugte ich oft die Bilder von meinem OnePlus12, insbesondere bei HDR-Aufnahmen. Honor neigt dazu, Texturen zu glätten und Schatten übermäßig aufzuhellen, was die Bilder weniger interessant macht. Die Farbbalance und Belichtung variiert zudem stark zwischen den verschiedenen Kameralinsen bei Honor.
OnePlus ist in dieser Hinsicht konsistenter. Bei schlechten Lichtverhältnissen jedoch übertrifft Honor dank größerer Sensoren und aggressiverer Verarbeitung OnePlus. Honor kann mehr Licht einfangen und bietet beeindruckende Nachtaufnahmen, auch wenn es manchmal die Nacht in einen Tag verwandelt.
Die Videoqualität hinkt der Konkurrenz nach wie vor hinterher, insbesondere bei der Stabilisierung und der Farbwiedergabe. Dies fällt besonders bei Aufnahmen in Bewegung oder bei wechselnden Lichtverhältnissen in Innenräumen auf. Ein weiteres Feature, das hervorgehoben werden sollte, ist die AI-Integration. Diese verbessert die Farbabstimmung und das HDR-Rendering in vielen Szenarien, bleibt jedoch hinter den Möglichkeiten der Hardware zurück.
Insgesamt bin ich in diesem Bereich etwas enttäuscht, da die Kritikpunkte ziemlich die gleichen wie beim Vorgänger sind. Da hätte ich mir dich eine deutlichere Weiterentwicklung und Fehlerkorrektur gewünscht.
Software und Updates
Das Magic 7 Pro läuft auf Android 15 mit der hauseigenen Magic OS 9.0. Honor verspricht vier große Android-Updates und fünf Jahre Sicherheitsupdates. Die Benutzeroberfläche erinnert stark an alte Huawei-Zeiten und enthält vorinstallierte Apps, die nicht jeder Nutzer benötigt. Diese lassen sich zwar deinstallieren, doch bei einem derart hochpreisigen Gerät ist Bloatware unpassend.
Positiv hervorzuheben ist jedoch die Integration der Filter des französischen Fotostudios Harcourt, die einen besonderen Look für Portraits bieten. Mich hatte dies schon bim Honor 200 Pro positiv beeindruckt. Leider fehlen diese Funktionen bei der Nutzung der Selfie-Kamera, was ein verschenktes Potenzial darstellt. Ich selbst nutze diese Möglichkeit allerdings gern bei Architekturaufnahmen.
Akku und Ladeleistung
Ein Punkt, der für europäische Nutzer besonders auffällt, ist die reduzierte Akkugröße. Während die chinesische Version über 5850 mAh verfügt, kommt die europäische nur auf 5270 mAh. Dies bedeutet, dass intensive Nutzer wie Gamer oder Viel-Fotografen früher nachladen müssen. Honor begründet dies mit lokalen Vorschriften – eine Erklärung, die schwer nachzuvollziehen ist.
Was dabei auffällt: Obwohl es zwischen der europäischen und der globalen Vrsion einen deutlichen Akkuunterschied gibt, sind beide Varianten doch gleich schwer. Da bleiben Fragen…
Trotz des kleineren Akkus ist die Akkulaufzeit insgesamt gut. Ich konnte dabei meist eine Display-On-Zeit von acht bis acht einhalb Stunden erreichen, was für die meisten Nutzer ausreichen sollte. Das Gerät unterstützt auch schnelles Laden mit bis zu 100 Watt, was bedeutet, dass es in etwa 40 Minuten von 0 auf 100 % aufgeladen werden kann. Hier bin ich allerdings von meinem OnePlus12 verwöhnt und schnelleres Laden gewohnt. Trotzdem ist man mit dem Honior gegenüber Samsung, Apple und Google geradezu lichtschnell…
Mein persönliches Fazit zum Honor Magic 7 Pro
Hier ist eine kurze Zusammenfassung der Stärken und Schwächen des Honor Magic 7 Pro:
- Pro: Gutes edles Design mit guter Haptik trotz des Gewichts, eine starke Leistung, exzellente Kameraqualität bei Tageslicht.
- Kontra: Kleinere Akkukapazität in Europa, durchschnittliche Videoqualität.
- Neutral: Update-Support hat sich verbessert, aber noch nicht auf dem Niveau der Konkurrenz.
Und hier nich einmal die wichtigsten Daten zusammengefasst:
- Triple-Kamera mit 50 MP + 50 MP + 200 MP
- SoC: Snapdragon 8 Elite
- Speicher: 12 + 512 GB
- Display: 6,8″ OLED, 5.000 Nits, 120 Hz
- Akku: 5.270 mAh (in Europa), 100 Watt (Kabel) & 80 W (Wireless) Laden
Auch wenn mich das Honor Magic 7 pro als Daily Driver auch in diesem Jahr nicht vollständig überzeugen konnte und der UVP unangemessen hoch erscheint, ist es trotzdem ein gutes bis sehr gutes Smartphone mit durchaus sinnvoll umgesetzter Ki-Integration und einigen Features (wie Software der Kamera und Entsperrmöglichkeiten), die zu begeistern wissen. Ich würde die Importvariante mit breiterer Farbauswahl, vlt größerem Akku und niedrigerem Preis empfehlen.
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