Auf kaum ein Smartphone habe ich mich in diesem Jahr 2024 so gefreut wie auf das Honor Magic 6 Pro. Schon Monate vorher hat mich jede kleine Information neugieriger gemacht. Warum ich am Ende doch enttäuscht war?
Honor Magic 6 pro – Honors Rückkehr 2023
Im vergangenen Jahr (2023) überraschte Honor nach der Abspaltung von Huawei mit einem fulminanten Comeback. Das zunächst kaum beachtete Honor Magic 5 Pro mauserte sich schnell zum absoluten Geheimtipp und konnte am Ende als eines der besten Smartphones des Jahres 2023 überzeugen.
Auch ich habe es über einen längeren Zeitraum ausgiebig unter die Lupe genommen und konnte nur sehr wenig bemängeln. Es hätte fast gereicht, um mich als Daily Driver zu begleiten. Am Ende war es vor allem die Haptik, die mich nicht ganz überzeugen konnte. Umso größer war die Vorfreude auf die Weiterentwicklung in diesem Jahr.
Lieferumfang, Verarbeitung und Design
Der Lieferumfang des Honor Magic 6 Pro ist schnell zusammengefasst. Man kann immer gut erkennen, wer von den Technik Youtubern ein Pressesample vorgestellt hat: Eine Hülle für das Smartphone ist beim normalen Kauf nicht dabei.
Neben dem üblichen Papierkram und einem USB-C Ladekabel gibt es eigentlich nur das Magic 6 Pro. Das gibt es bei uns in Europa in zwei Farben: Ein sehr edles mattschwarz mit Glasrückseite, das ich am liebsten gar nicht mehr aus der Hand legen möchte. Die zweite Farbe ist ein Grün mit einer griffigen Kunststoffrückseite. Sieht auf den ersten Blick interessant aus, rutscht weniger, nervt aber auf Dauer und hat sich den Spitznamen „Yodas Vorhaut“ eingehandelt…
Die Verarbeitung und Qualität ist auch in diesem Jahr erwartungsgemäß hervorragend. Hier spielt das Honor Magic 6 Pro ganz vorne mit.
Gleiches gilt für das Gewicht. Auch wenn es durch seine gecurvede Form etwas schlanker (aber auch rutschiger) in der Hand liegt und sich dadurch handlicher anfühlt als beispielsweise ein Samsung Galaxy S24 Ultra, ist es mit 229 Gramm und 162,5×75,8×8,9 Millimetern immer noch ein großes Schwergewicht.
3D-Gesichtserkennung und Display
Das Punchhole, in dem viele eine Kopie von Apple sehen (ohne zu wissen, dass auch Apple nur das Prinzip kopiert hat), beherbergt neben der Frontkamera auch die 3D-Gesichtserkennung. Sie ist dieses Jahr in die Mitte gerückt und wirkt dadurch stimmiger als beim Vorgänger links.
War ich letztes Jahr noch ein großer Fan der Gesichtserkennung, so erscheint sie mir dieses Jahr bei beiden getesteten Geräten nicht mehr so zuverlässig und schnell.
Der Fingerabdrucksensor unter dem Display ist zwar etwas zu tief, dafür aber sehr schnell und zuverlässig.
Über das Display lassen sich ganze Lobeshymnen schreiben. Und nicht nur das. Die Front wird vom 6,8 Zoll großen LTPO-OLED-Display dominiert, das an allen vier Kanten leicht abgerundet ist. Das ist besonders angenehm, wenn man über den Rand wischt.
Die extrem hohe Helligkeit wird allerdings nur bei HDR-Inhalten erreicht. Auch das wird in Reviews oft vergessen. Trotzdem ist auch bei direkter Sonneneinstrahlung alles gut lesbar.
Wird weniger Helligkeit benötigt, dimmt der Magic6 Pro augenschonend mit 4320 Hz PWM. Die Bildwiederholrate wechselt adaptiv zwischen.
Leistung und Speicher
Für Tempo sorgt der neue Qualcomm Snapdragon 8 Gen 3. Acht Kerne takten mit bis zu 3,3 Gigahertz. Eine Adreno 750 GPU hilft beim Sortieren der Pixel. Die Kombination sorgt für eine sehr hohe Performance. Die Bedienung flutscht und auch anspruchsvolle Spiele laufen flüssig. Hierzulande gibt es das Honor Magic 6 Pro mit üppigen 12 Gigabyte Arbeitsspeicher und 512 Gigabyte Gerätespeicher.
Alles läuft schnell und flüssig, aber gefühlt war auch hier der Vorgänger vom letzten Jahr noch einen Tick schneller im Alltag.
Software und KI
Heute gibt es gefühlt nur noch drei Faktoren, an denen ein Smartphone gemessen wird: Wie wahnsinnig gut ist die Kamera, wie viele Jahre gibt es Updates und wie viel KI steckt drin.
Es gibt einige KI-Funktionen, die sinnvoll sind und von Samsung oder Google angeboten werden. Die meisten stecken aber noch in den Kinderschuhen und werden als zusätzlicher Kaufanreiz genutzt, ohne wirklich praktisch und alltagstauglich zu sein. „Magic Portal“ ist eine gute Idee, aber auch noch lange nicht ausgereift.
Was die Update-Politik betrifft, so steckt meiner Meinung nach auch viel PR dahinter. Kaum jemand wird heute noch mit seinem Smartphone im Android Bereich von vor 7 Jahren unterwegs sein und so wird es auch in Zukunft eher unwahrscheinlich sein, dass man in 7 Jahren noch mit dem Prozessor, der Kamera etc. zufrieden sein wird. Dafür schreitet die Entwicklung der Technik und Software von Jahr zu Jahr zu schnell voran.
Man kann MagicOS mögen, muss es aber nicht. Da steckt noch viel Huawei drin. Mir persönlich gefällt es und im Gegensatz zu Xiaomis HyperOS finde ich es viel besser anpassbar.
Was für ein Akku
Der Siliziumkarbid-Akku der 2. Generation von Honor hat eine Kapazität von stolzen 5.600 Milliamperestunden und kann laut Hersteller mit einem kompatiblen Netzteil mit bis zu 80 Watt geladen werden. Das Netzteil ist allerdings nicht im Lieferumfang enthalten und das Magic6 Pro zeigte sich wählerisch. Nur weil ein Netzteil 100 Watt liefert, heißt das nicht, dass auch 80 Watt gezogen werden.
Man kommt bei durchschnittlicher Nutzung sehr gut über einen Tag, manchmal sogar fast 2 Tage. Davon und von der Ladegeschwindigkeit können andere Hersteller derzeit nur träumen.
Die Kameras und der Blick zurück
Die Hauptkamera mit der Bezeichnung “Super Dynamic Falcon H9000” löst mit 50MP auf und kommt mit einer variablen Blende (f/1.4-f/2.0).Sie ist das Prunkstück der Kameras und macht wirklich gute Fotos, mit guter Dynamik und nicht zu viel Unschärfe.
Das 50-MP-Ultraweitwinkelobjektiv hat mich nicht überzeugt. Ich habe Langzeitbelichtungen mit dem Vorgängermodell verglichen und habe das Gefühl, dass dies ein Schritt zurück ist. Die Verzeichnung ist deutlich und zum Rand hin kommt es immer wieder zu deutlichen Unschärfen. 180 MP Periskopkamera – den starken Digitalzoom kann man leider auch vergessen.
Auch im Videomodus kann das Honor Magic 6 Pro nicht mit seinem Vorgänger mithalten. Eigentlich hatte ich hier sogar eine Verbesserung zu den recht guten Ergebnissen des Magic 5 Pro erwartet, doch Fehlanzeige. Leider ist das gesamte Kamerasystem dadurch eher enttäuschend.
Mein Fazit
Das Kameramodul hängt recht tief und so kommt bei Ultraweitwinkelaufnahmen immer mal wieder ungewollt ein Finger ins Bild. Um das zu vermeiden, muss man das doch etwas kopflastige Smartphone am unteren Rand festhalten. Nicht gerade die stabilste Lösung.
Wenn ich dann noch die Kameraqualität, vor allem auch im Ultra-Weitwinkel- und Video-Bereich dazu nehme, hat das Honor Magic 6 Pro dieses Jahr eher enttäuscht. Es fühlt sich wie ein Rückschritt zum letzten Jahr an und ist somit auch kein Kandidat für meinen Daily Driver geworden.
Bleibt zu hoffen, dass Honor im nächsten Jahr nicht nur an einem besseren UVP ohne künstliche Rabatte arbeitet, sondern auch an einer besseren Kameraeinstellung. Im Moment würde ich eher zum Vorjahresmodell greifen, aber die Entscheidung für einen Daily Driver ist längst gefallen.
0 Kommentare