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Hochsensibel und Selbstständig?

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Hochsensibel und Selbstständig?

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Wenn ich auf mein Leben zurückblicke, erscheint es mir fast zwangsläufig, dass ich den Weg in die Selbstständigkeit eingeschlagen habe. Die Freiheit und Selbstbestimmung, die diese Form der Arbeit bietet, passen besonders gut zu den Bedürfnissen hochsensibler Menschen. Meine Entscheidung für die Selbstständigkeit entsprang einem tiefen Bedürfnis, mein eigenes Umfeld zu kontrollieren, meinen eigenen Rhythmus zu finden und meinen inneren Werten treu zu bleiben.

In meiner beruflichen Laufbahn habe ich sowohl in festen Anstellungen als auch in selbstständigen Tätigkeiten Erfahrungen gesammelt. Während meiner Angestelltenzeiten, insbesondere im öffentlichen Dienst oder in Agenturen, fühlte ich mich oft in ein starres System gezwängt, das meinem Wesen als hochsensibler Person widersprach. Die starren Strukturen, die Stempeluhr und der Mangel an kreativer Freiheit führten dazu, dass ich mich selten wirklich wohlfühlte. Diese Situation schuf in mir eine wachsende Sehnsucht nach mehr Selbstbestimmung, die mich letztendlich in die Selbstständigkeit führte.

Doch warum entscheiden sich gerade so viele hochsensible Menschen für diesen Weg? Ich möchte diese Frage im Folgenden beleuchten, indem ich meine eigenen Erfahrungen und allgemeine Erkenntnisse miteinander verknüpfe.

 

Hochsensibel Selbstständig

 

Der Wunsch nach einem eigenen Tempo

Einer der Hauptgründe, warum sich Hochsensible für die Selbstständigkeit entscheiden, ist die Möglichkeit, das eigene Arbeitstempo selbst zu bestimmen. Im traditionellen Arbeitsumfeld hatte ich oft das Gefühl, nicht mithalten zu können oder mich ständig beeilen zu müssen, was in Dauerstress mündete. Hochsensible Menschen verarbeiten Informationen oft tiefgehender und brauchen länger, um ihre Eindrücke zu sortieren. In der Selbstständigkeit habe ich endlich die Kontrolle darüber, wann ich arbeite und wann ich mir eine Pause nehme, um wieder aufzutanken.

Diese Freiheit ermöglicht es mir, auf die Bedürfnisse meines Körpers und meines Geistes zu hören. Statt strikt acht Stunden durchzuarbeiten, kann ich intensive Arbeitsphasen mit Momenten der Erholung abwechseln – eine Flexibilität, die mir in einem festen Angestelltenverhältnis oft verwehrt blieb.

 

Der Kümmerer

Viele hochsensible Menschen tragen in sich ein tiefes Bedürfnis, sich um andere zu kümmern. Dieses Bedürfnis entspringt unserer ausgeprägten Empathie und der Fähigkeit, die Gefühle und Bedürfnisse anderer intensiv wahrzunehmen. Ich habe oft erlebt, wie mich die Herausforderungen und das Leid anderer Menschen stark berührten. In festen Arbeitsstrukturen übernahm ich häufig die Rolle des „Kümmerers“, der das Wohl der Kolleg:innen in den Vordergrund stellte – manchmal sogar auf Kosten meiner eigenen Energie. In der Selbstständigkeit kann ich dieses Bedürfnis zu helfen in einer Weise ausleben, die mir besser entspricht. Ich kann mich auf Projekte konzentrieren, die Menschen wirklich weiterbringen, und Themen wählen, die für andere einen positiven Unterschied machen. Das hilft mir, eine Balance zwischen meiner Fürsorge und meinem Bedürfnis nach Selbstschutz zu finden.

Ich bin ein Kümmerer. Für mich alternatuvlos.. Es liegt in meinem Wesen.

 

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Kreative Freiheit und die Kontrolle über die Arbeitsumgebung

Ein weiterer wichtiger Grund, warum viele Hochsensible die Selbstständigkeit wählen, ist der Wunsch nach kreativer Freiheit. Hochsensible Menschen sind oft sehr kreativ und haben starke Vorstellungen darüber, wie sie ihre Ideen umsetzen möchten. In einem konventionellen Job stieß ich immer wieder an Grenzen – sei es durch Vorgaben von Vorgesetzten oder durch die Starrheit von Prozessen. Die Selbstständigkeit gibt mir die Freiheit, meine Projekte nach meinen eigenen Vorstellungen zu gestalten, was mir eine enorme innere Zufriedenheit und ein Gefühl des Gleichgewichts verschafft.

Darüber hinaus kann ich meine Arbeitsumgebung nach meinen eigenen Bedürfnissen gestalten. Ich erinnere mich an das Großraumbüro, in dem ich früher arbeitete: Der ständige Lärm, das Klingeln von Telefonen und die vielen Menschen führten regelmäßig dazu, dass ich mich völlig ausgelaugt fühlte. Heute kann ich mein Homeoffice so gestalten, dass es für mich angenehm ist – eine ruhige Oase mit sanfter Musik und einer Umgebung, die mir Geborgenheit bietet. Diese Kontrolle über mein Umfeld hilft mir, produktiver zu sein und weniger erschöpft zu werden.



Sinnhafte Arbeit und die Sehnsucht nach Tiefe

Ein weiterer Grund, warum viele hochsensible Menschen die Selbstständigkeit anstreben, ist der Wunsch, einer sinnhaften Tätigkeit nachzugehen. Hochsensible Menschen erleben die Welt oft sehr tiefgehend, was es schwierig macht, oberflächliche Arbeit zu akzeptieren. Ich wollte nie nur ein kleines Zahnrad in einer großen Maschine sein, sondern immer etwas tun, das für mich und andere von Bedeutung ist. Die Selbstständigkeit erlaubt es mir, meine Werte und Überzeugungen in meine Arbeit einfließen zu lassen und Projekte zu verfolgen, die mich wirklich erfüllen.

In Gesprächen mit anderen Hochsensiblen stelle ich oft eine ähnliche Sehnsucht fest. Viele möchten eine Arbeit verrichten, die für andere Menschen von Bedeutung ist oder die Welt zumindest ein kleines Stück besser macht. Diese Werteorientierung treibt viele von uns in die Selbstständigkeit, da wir hier die Freiheit haben, den Sinn unserer Arbeit selbst zu definieren.

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Selbstschutz und die Freiheit, Grenzen zu setzen

Als hochsensibler Mensch ist es für mich besonders wichtig, meine eigenen Grenzen zu achten. In einem normalen Job fiel es mir schwer, „Nein“ zu sagen, weil ich ständig das Gefühl hatte, den Erwartungen anderer entsprechen zu müssen. Die Selbstständigkeit ermöglicht es mir, meine Grenzen klar zu ziehen und selbst zu entscheiden, mit wem ich zusammenarbeiten möchte und welche Projekte ich annehme.

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Ich habe gelernt, dass meine Energie begrenzt ist und dass ich bewusst entscheiden muss, wie ich sie einsetze. In der Selbstständigkeit kann ich mich auf die Dinge konzentrieren, die mir wirklich wichtig sind, und mir Raum für Erholung nehmen, wenn ich ihn brauche. Das hat mir geholfen, meine Energie besser einzuteilen und Burnout zu vermeiden – eine Gefahr, die für viele Hochsensible in konventionellen Arbeitsumfeldern sehr real ist.

Herausforderungen der Selbstständigkeit

Natürlich hat die Selbstständigkeit auch ihre Herausforderungen. Besonders zu Beginn erfordert es Mut, Unsicherheiten zu akzeptieren und finanzielle Schwankungen auszuhalten. Ich habe mich oft gefragt, ob ich die richtige Entscheidung getroffen habe, ob ich gut genug bin oder ob es nicht doch sicherer wäre, in ein Angestelltenverhältnis zurückzukehren. Doch gerade in diesen Momenten habe ich gelernt, mir selbst zu vertrauen und mich auf meine Stärken zu besinnen.

Für hochsensible Menschen ist es besonders wichtig, ein unterstützendes Netzwerk aufzubauen – Menschen, die einen verstehen und in schwierigen Zeiten ermutigen. Auch mir hat der Austausch mit anderen Selbstständigen sehr geholfen. Diese Gespräche geben mir das Gefühl, nicht allein zu sein, und helfen mir, Herausforderungen als natürlichen Teil des Weges zu akzeptieren.

Die Selbstständigkeit als Weg zur Selbstverwirklichung

Für mich ist die Selbstständigkeit eine Reise, die mir viel über mich selbst beigebracht hat. Sie gibt mir die Freiheit, mein Leben nach meinen eigenen Vorstellungen zu gestalten, in meinem eigenen Tempo zu arbeiten und Projekte zu verfolgen, die mich wirklich erfüllen. Ja, es gibt Herausforderungen, aber die Zufriedenheit, die daraus erwächst, den eigenen Weg zu gehen und die eigene Berufung zu finden, ist für mich unvergleichlich.

Ich glaube, dass viele hochsensible Menschen die Selbstständigkeit als eine Möglichkeit sehen, sich selbst treu zu bleiben und ein Umfeld zu schaffen, in dem sie wirklich aufblühen können. Letztlich geht es darum, die eigene Sensibilität als Stärke zu erkennen und einen Weg zu finden, der dieser Stärke gerecht wird – und für viele von uns ist dieser Weg die Selbstständigkeit.



 

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